Geschichte des Kindergartens - eine kleine Chronik

"Die Gebühr kostet (1933) mit Mittagessen 2 Mark pro Kind und Woche"

  • 1913 Erster Beleg der Aktivitäten für einen kirchlichen Kindergarten ist ein Bericht im Osthavelländischen Kreisblatt vom 18.12. über einen Basar "zum Besten des Kinderheims in Seegefeld-Falkenhagen", bei dem 550 Mark eingenommen werden.
  • 1915-1922 Kinderhort der Frauenhilfe Falkenhagen-Seegefeld in einem städtischen Mietshaus (treibende Kraft ist - bis in die 30er Jahre hinein - die Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe, Mally Heering, Frau des Apothekers Georg Heering).
  • 1922 muss der Raum für Wohnzwecke hergegeben werden. Auch ließ offenbar der Besuch der Kinder zuletzt zu wünschen übrig. Sechs Jahre lang kann die Frauenhilfe keine geeigneten Räume für ihre Aktivitäten finden.
  • 15. Sept. 1928 Eröffnung eines eigenen "Kinderheimes" auf einem kommunalen Grundstück / Schulgelände in der Slaby-/ Ecke Kruppstraße: Ein zerlegbarer Holz-Beton-Fertigbau für rund 8.500 Mark plus Baukosten wird errichtet.
  • 1931 versucht die politische Gemeinde bereits, das Gebäude aus Mangel an Unterrichtsräumen für Schulzwecke zu pachten. Die Kirchengemeinden wollen den Pavillon hingegen lieber verkaufen. Eine Einigung scheitert am Kaufpreis.
  • 1932 sind 27 Kinder angemeldet. Die Gebühr kostet (1933) mit Mittagessen 2 Mark pro Kind und Woche (in Brieselang zur gleichen Zeit: 1 Mark pro Monat!).
  • 1936 werden Voranschläge für einen Kindergarten-Neubau eingeholt. Auch zum mehr als halbierten Preis will aber die Landgemeinde das alte Gebäude nicht abkaufen.
  • Seit ca. Sept. 1936 wird der Kindergarten im Schwesternhaus, Adolf-Hitler-Straße 43, betrieben - unter beengten Verhältnissen - ohne baupolizeiliche Gestattung.
  • 1936 werden Voranschläge für einen Kindergarten-Neubau eingeholt. Auch zum mehr als halbierten Preis will aber die Landgemeinde das alte Gebäude nicht abkaufen.
  • Seit ca. Sept. 1936 wird der Kindergarten im Schwesternhaus, Adolf-Hitler-Straße 43, betrieben - unter beengten Verhältnissen - ohne baupolizeiliche Gestattung.
  • 1937 tritt die Hitlerjugend an die Kirche heran, um im Kindergarten-Pavillon  auf dem Schulgelände ein HJ-Heim zu errichten. Ende Mai beschlagnahmt der Falkenseer Amtsvorsteher die "Baracke" für eine obdachlos gewordene Familie.
  • 1937 wird das Gebäude auf dem Schulgelände abgebrochen und für knapp 20.000 Reichsmark auf dem Grundstück hinter dem Anfang der 30er Jahre erworbenen Haus der Schwesternstation wieder aufgebaut. Die Kosten werden zwischen der Frauenhilfe, der Falkenhagener und der Seegefelder Gemeinde geteilt. Die Baugenehmigung datiert vom September.
  • 25.2.1938 Gebrauchsabnahme des umgebauten Gebäudes. Es gibt zahlreiche Mängel und wiederholte Einsprüche der Ämter bis hin zu Zwangsgeldandrohungen. Der Wiedereröffnungstermin ist nicht dokumentiert. Die Bauabrechung trägt den Titel: "Umbau des Kindergartens Seegefeld August 1937 bis Mai 1939".
  • 16.5.1939 Die Ev. Frauenhilfe veranstaltet mit dem Pfarrer eine Feierstunde zum Muttertag und gerät dabei - trotz Gebetes "für Kirche und Führer" - durch die Aufführung eines "weltlichen" Kinderstücks in die Missgunst der Gestapo, da ihr eine außerkirchliche Aktivität nicht gestattet ist. Die Vorsitzende wird dazu vernommen.

Die Schließung

  • 15.8.1939 Verbot und Auflösung der örtlichen Frauenhilfe (fast 300 Mitglieder) durch die Gestapo. Vermögen und Inventar von Kindergarten und Diakonissenstation (die seit 1907 vom Mutterhaus des Paul-Gerhardt-Stifts mit Schwestern beschickt wird) sind beschlagnahmt.
  • 1.9.1939 Trotz Protestes des Ortspfarrers Übernahme durch einen "Finanzbevollmächtigten des Ev. Konsistoriums", der dem Pfarrer das Betreten der Einrichtungen und sogar den privaten Kontakt mit den Schwestern untersagt.
  • 9.9.1939 Auflösung des Kindergartens im laufenden Betrieb; die Kriminalpolizei räumt vormittags den spielenden Kindern die Möbel und Spielzeuge weg. Schließung und Sicherstellung des Inventars. Den Eltern wird mitgeteilt, der Kindergarten habe sich selbst aufgelöst und werde von der NSV übernommen, die zeitgleich einen Kindergarten in der Großdeutschen Straße eröffnet.
  • Mitte September 1939 werden die Schwestern ins Mutterhaus zurück berufen, das dem Diakonissenhaus gehörende Inventar aber vom Staat herausgegeben. Die Kirchengemeinden bemühen sich weiter, ihren Besitz zurück zu erhalten.
  • Anfang 1940 ist der Kindergarten offenbar wieder in Betrieb - seit Februar als "Kindergarten der Inneren Mission" mit einer neu angestellten Schwester. Die Kirchengemeinden sehen sich offiziell als alleinige Träger und bekunden, dass der Kindergarten nie geschlossen worden sei, da es lediglich zur Auflösung der  Frauenhilfe gekommen sei.
  • 27.4.1940 erneute Schließung des Kindergartens durch die Gestapo "aus staatspolizeilichen Gründen". Am 29.4. meldet sich das Arbeitsamt zum sofortigen Einzug in das Gebäude. Am 14.10.1940 beschlagnahmt der Bürgermeister von Falkensee das Grundstück und die Gebäude zur Einquartierung der Wehrmacht. Bis März 1942 liegen Belege für entsprechende Quartiergelder vor.
  • Vom 27.4.1940 bis 30.9.1949 bleibt der Kindergarten geschlossen.

Und Wiedereröffnung

  • 9.8.1948 Rückgabe der Räume durch das Arbeitsamt an die Kirchengemeinde. Sanierung der Räume aufgrund einer Vereinbarung mit dem Bürgermeister vom Dezember 1945 auf Kosten des Staates.
  • 1952 sind auf offiziell 40 Plätzen 44 Kinder angemeldet. Sie werden von einer Schwester, einer "Laienhelferin", einer "Vorschülerin" sowie einer halben Wirtschaftskraft betreut.
  • 1953 zieht das Paul-Gerhardt-Stift die letzte Schwester aus der Leitung des Kindergartens ab. Von nun an plagen die Gemeinde ständige Personal-Sorgen.
  • 1954 wird die 40-Jahr-Feier des Kindergartens begangen.
  • 1973 sind 19 Kinder ganztags und 3 halbtags angemeldet (auf 35 Plätzen).
  • ab 1986 Rekonstruktion des Baues und Errichtung eines Anbaues.
  • 1987/88 sind 4 Erzieherinnen angestellt und bis zu 49 Kinder angemeldet.
  • 10.3.1992 Einweihung des zusätzlichen Hauses "Bäumchen" in städtischen Räumen in der Seegefelder Straße. Der Kindergarten betreut jetzt 60 Kinder, je zur Hälfte in den neuen und in den alten Räumen.
  • 12.6.1994 wird die 80-Jahr-Feier begangen.
  • 12.9.2001 Bauabnahme des Kindergarten-Anbaues in der Bahnhofstr. 43
  • Im August 2008 wurde der alte Gebäudeteil des ehemaligen Holz-Beton-Pavillons vollständig erneuert und im September eingeweiht.
  • Am 18.8.2012 wurde der Krippen- und Hortneubau auf dem Grundstück Bahnhofstraße 45 eingeweiht. In diesem Neubau fanden auch die Küche, das Leitungsbüro und die Wirtschaftsräume ein neues Zuhause. 144 Kinder (eingeschlossen die Kinder der Hausaufgabenbetreuung) beleben seit dem 1. August 2012 die vergrößerte "Kita Arche".
  • 2017 Das Pfarrhaus wurde umgestaltet und ist nun Bestandteil der Kita. Dort finden Sie das Leitungsbüro.
    Zusätzlich entstand ein Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter.
  • 2018 Das Haus Bäumchen wurde aufgelöst. Die Betreuung der Vorschüler findet in den umgebauten Räumen des Verwaltungsbereiches statt.
    Zum Zeitpunkt besteht eine Betriebserlaubnis für 150 Kinder, die von  23 Erzieher*innen betreut werden.

 


Dr. Frank Dittmer, Herbst 2012

(Quellen: Akten Nr. 239, 240, 256, 274, 599 und 706, Pfarrarchiv)